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Kaderpersonen aus Psychiatriepflege, Forschung und Wissenschaft sind sich einig: Was aus der Psychiatriepflege-Forschung kommt, muss den Patientinnen und Patienten noch mehr als bisher zugutekommen. Zudem soll deren Perspektive stärker berücksichtigt werden. Diese und weitere Themen diskutierten Fachpersonen an einer nationalen Tagung in Liestal.  

Liestal, 11. Februar 2020

Die psychiatrische Pflege ist mit grossen Herausforderungen konfrontiert angesichts der demografischen Entwicklung, der zunehmenden Ökonomisierung der Gesundheitsversorgung oder der Digitalisierung. Hinzu kommt, dass sich Therapien zunehmend vom stationären ins ambulante Setting verlagern. Dadurch muss sich die stationäre Psychiatrie neu ausrichten. Diese neue Ausrichtung wird gefördert durch agile, partizipative Konzepte, bei denen Betroffene aktiv in die Therapie einbezogen werden und mitentscheiden. Stichworte dazu sind Recovery, Shared Decision Making oder Empowerment, welche im heutigen stationären Setting nur bedingt angewendet werden.

Was diese Entwicklungen für die psychiatrische Pflege in der Praxis und für die Pflegeforschung bedeuten, darüber haben Pflegekader und Pflegeforschende an einer Tagung in der Psychiatrie Baselland (PBL) in Liestal referiert und diskutiert. Organisiert wurde der Anlass von der Akademischen Fachgesellschaft Psychiatrische Pflege Schweiz (AfG) unter dem Co-Präsidium von Sabine Hahn, Fachbereichsleiterin Pflege an der Berner Fachhochschule (BFH) und Peter Wolfensberger, Pflegewissenschafter an der Integrierten Psychiatrie Winterthur sowie von der Vereinigung Pflegekader Psychiatrie Schweiz (VPPS) unter dem Präsidium von Eduard Felber, Pflegedirektor der Psychiatrischen Dienste Graubünden.

Praxis und Forschung in der Psychiatriepflege haben sich angenähert

Barbara Schunk, CEO der Psychiatrie Baselland, begrüsste die fast 100 Teilnehmenden aus der ganzen Schweiz und würdigte deren Engagement in der Psychiatriepflege. Der Direktor Erwachsenenpsychiatrie der PBL, Matthias Jäger, wies auf die hohe Bedeutung der interprofessionellen Zusammenarbeit hin. Pflegerische, ärztlich-psychologische und Fachpersonen anderer Disziplinen hätten sich in den letzten Jahren angenähert. Viele Probleme und Anliegen könnten nur gemeinsam angegangen werden. Es werde sehr viel geforscht, sagte Elena Seidel, Direktorin Pflege der PBL. Aber aus der Forschung gelange nur wenig in die Praxis. Das zu ändern müsse ein Ziel der Tagung sein.

Einführungsreferate und Arbeitsgruppen

Über Ergebnisse und Trends in der Psychiatriepflegeforschung referierte Dirk Richter, Dozent an der Berner Fachhochschule und Forschungsleiter am Zentrum Psychiatrische Rehabilitation der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern. Über die Rolle des Pflegemanagements und der Pflegeforschung in der künftigen psychiatrischen Versorgung sprachen VPPS-Präsident Eduard Felber, Pflegedirektor der Psychiatrischen Dienste Graubünden sowie Aline Schuwey, Pflegedirektorin der Fondation de Nant im Kanton Waadt. Die Arbeits- und Diskussionsgruppen wurden geleitet von Harald Müller, Pflegedirektor des Sanatoriums Kilchberg, und von Marianne von Dach-Nicolay, Pflegedienstleiterin der Klinik Meissenberg im Kanton Zug.

Im Zentrum steht der Nutzen für die Patientinnen und Patienten

Die Tagungsteilnehmenden waren sich einig, dass die Pflegeforschung in der Schweiz heute gut etabliert sei. Sie müsse sich aber noch mehr auf Schwerpunkte fokussieren mit dem Ziel, dass die Forschungsergebnisse in der Praxis umgesetzt würden und den Patientinnen und Patienten zugute kämen. Ein grosses Potenzial liegt laut den Fachpersonen auch darin, vermehrt die Patientenperspektive einzubeziehen. Zum Beispiel mit Genesungsbegleiterinnen und -begleitern (Peers), also ehemals selbst Betroffenen, welche in der Psychiatriepflege heute eine aktive Rolle übernehmen. Gefordert wurde eine intensivere Vernetzung von Praxis und Forschung, was auch für politische Anliegen gelte, etwa durch gemeinsame Vernehmlassungen zu Gesetzesvorstössen.

Stabwechsel in der Co-Leitung

Am Rande der Tagung übergab AfG-Co-Präsidentin Sabine Hahn, Pflegewissenschafterin und Fachbereichsleiterin Pflege an der BFH ihr Amt an Nachfolgerin und BFH-Kollegin Caroline Gurtner. Die Pflegewissenschafterin wird die Akademische Fachgesellschaft Psychiatrische Pflege künftig in Co-Leitung mit Christian Buss führen, Pflegewissenschaftler von den Universitären Psychiatrischen Diensten Bern.