In akuten psychischen Krisen können Ausnahmesituationen entstehen. Für die Patientinnen und Patienten, das Helfersystem und die multiprofessionellen Behandlungsteams können anspruchsvolle Situationen entstehen, die es gemeinsam zu bewältigen gilt. Um Zwangsmassnahmen zu verhindern, müssen präventive und de-eskalative Interventionen rechtzeitig zum Einsatz kommen.

«Duden Das Synonymwörterbuch. Synonyme zu Zwang: Druck, Gewalt, Muss, Nötigung, Terror, Unterdrückung…Bedingung, Notwendigkeit, Pflicht, Verpflichtung, Voraussetzung /.../»

Zwangsmassnahmen in der Psychiatrie bedeuten für die Betroffenen den (passageren) Verlust von Autonomie und gehen fast immer mit einer grossen emotionalen und körperlichen Belastung der Personen einher. Zwangsmassnahmen stellen ein Problem in der psychiatrischen Versorgung dar. Erlebte Zwangsmassnahmen haben unter anderem einen negativen Effekt auf die therapeutische Beziehung und die Therapieergebnisse. Negative Spiralen können durch erlebten Zwang ausgelöst oder verstärkt werden. Angehörige und Fachleute wiederum erleben Zwangssituationen als emotional belastend.

Diese Informationen sind alle nicht neu, und trotzdem kommt es immer wieder zu Zwangsanwendung in der Psychiatrie. Publizierte Empfehlungen und Leitlinien (zB SAMW, DGPPN) zielen darauf ab, Zwang in der Medizin und spezifisch in der Psychiatrie zu verhindern.

Spannungsfeld: zwischen Autonomie und Fürsorge

In der täglichen Arbeit gilt es, die Rechte und Interessen der betroffenen Person zu wahren und berechtigte Schutzinteressen zu berücksichtigen. Das Spannungsfeld zwischen Autonomie und Fürsorge betrifft auch die Schnittstellen mit Gerichten, Polizei, Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB), Angehörigen oder niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten.

«Wie lässt sich Zwang in der täglichen psychiatrischen Arbeit verhindern?»

Notfälle gehen mit einem hohen Sicherheitsbedürfnis und Entscheidungen unter Zeitdruck einher. Eine im Vorfeld partizipativ erstellte, individualisierte Planung des Genesungsprozesses kann – rechtzeitig berücksichtigt – eine Orientierungshilfe bieten.

«In der klinischen Arbeit dienlich: Behandlungsplanung und -grundsätze, Patientenverfügung, Helferkonferenzen, Integrierte Versorgung …»

Erfolgreiche Präventionsstrategien basieren auf drei Bereichen: 

a) leitlinienorientierte klinikinterne Deeskalationsstrategien, dazu gehören einfache bis komplexe Interventionen und personelle und strukturelle Faktoren

b) eine verantwortungsvolle Risikoabwägung

c) einer guten Zusammenarbeit zwischen gemeindepsychiatrischen Einrichtungen, Gerichten, Polizei und Kliniken – im Hinblick auf Verpflichtungen und Grenzen

Engagement gegen Zwangsmassnahmen

Der Schwerpunkt Krisenintervention der Psychiatrie Baselland evaluiert den Umsetzungsgrad der klinikinternen Interventionen zur Vermeidung von Zwang, prüft Unterstützungsmöglichkeiten (z.B. Flexibilisierung der Behandlung mit Durchlässigkeit zwischen ambulanten-tagesklinischen-stationären Behandlungssetting usw.) und lädt zu einem multiprofessionellen-partizipativen Austausch im Helfersystem ein.

Wir sind uns bewusst, dass die Anpassungsleistung durch das professionelle System zu erfolgen hat.