Die Psychiatrie Baselland unterstützt geflüchtete Menschen mit psychischen Erkrankungen. In der Therapie ist ein transkultureller Zugang und sozialpsychiatrische Unterstützung wichtig.

Flucht ist vor, während und nach der Migration mit diversen Herausforderungen verbunden, die zu psychischem Leidensdruck führen können. Gemäss aktueller Studienlage leiden etwa 60 Prozent der Menschen mit Fluchtgeschichte an Traumafolgestörungen oder anderen psychischen Erkrankungen. Punkto spezialisierten Therapieangeboten zur Behandlung psychischer Erkrankungen bei dieser Zielgruppe besteht in der Schweiz eine Versorgungslücke.

Gefahr der Chronifizierung

Auch werden psychische Erkrankungen bei Asylsuchenden häufig erst nach Jahren identifiziert, was zu einer Chronifizierung führen kann, die hohe gesellschaftliche Folgekosten mit sich bringt. Die fehlende Vergütung von Kosten für Dolmetscher*innen durch die Krankenkasse bedeutet für viele Geflüchtete eine weitere Zugangsbarriere zu ambulanter psychiatrisch-psychotherapeutischer Versorgung.

Er braucht transkulturellen Zugang

In der klinischen Praxis werden Flucht und "Trauma" häufig verbunden, was ein umfassendes Verständnis der Fluchterfahrung erschwert, wodurch den prognostisch wichtigen Erfahrungen und Lebensrealitäten im Aufnahmeland nicht ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt wird. 

Der psychosozialen Versorgung von Geflüchteten kann mit einem traumaspezifischen Fokus allein nicht begegnet werden. Eine spezialisierte Versorgung, die sich dem Ziel der gesundheitlichen Chancengleichheit verschreibt und einen Beitrag zum Inklusionsprozess der Betroffenen leisten will, bedarf eines ergänzenden transkulturellen Zugangs. Dies nicht zuletzt auch, um kulturalisierenden Ursachenzuschreibungen oder aber Fehlinterpretationen kulturspezifischer Symptomschilderungen vorzubeugen.

Spezialsprechstunde der Psychiatrie Baselland

Unsere spezialisierte Sprechstunde für Geflüchtete im Zentrum für psychische Gesundheit Binningen integriert somit transkulturelle und traumaspezifische Zugänge und richtet sich an die Zielgruppe von Menschen, die in Zusammenhang mit ihrer Fluchtgeschichte an psychischen Beschwerden leiden und gleichzeitig limitierte deutsche Sprachkenntnisse aufweisen. 
Wir bieten dolmetscher*innengestützte Abklärungen und bei Indikation psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlungen an, bedarfsweise mit traumaspezifischem Fokus. In unserer beziehungsorientierten therapeutischen Arbeit vertreten wir eine kultursensitive Haltung, bei welcher kulturspezifische Aspekte psychischer Erkrankungen berücksichtigt und gleichzeitig eigene stereotype Zuschreibungen in der Begegnung mit dem "Fremden" kritisch reflektiert werden. Wir betrachten kulturelle Identität als einen –  stets aushandlungsbedürftigen – Diversitäts- und Zugehörigkeitsaspekt unter anderen.

Sozialpsychiatrische Unterstützung

Aufgrund der sehr prekären Lebensrealitäten, in welchen sich geflüchtete Menschen aus migrationsrechtlichen Gründen wiederfinden können, bieten wir unter Einbezug unseres Sozialdienstes sozialpsychiatrische Unterstützung. Auch ist die engmaschige Zusammenarbeit mit diversen asylrechtlichen und psychosozialen Vernetzungspartner*innen essentieller Bestandteil unseres Sprechstundenangebotes.